Gedichte im Garten

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Bericht über eine Aktion zum 50. Todestag von Hermann Hesse

 

Seit 14 Jahren betreibe ich draußen auf dem Land einen Garten mit Gemüse, Beeren und Obst. Er liegt am Waldrand, der ihn vom Ostwind schützt. Der Garten stellt einen engen Kontakt mit den Tieren des Waldes wie Rehen, Schlangen, Igeln und Fröschen her.

Zum 50. Todestag von Hermann Hesse habe ich meinen Garten für die Freunde des bewunderten Dichters geöffnet und ihn für ausgewählte, besonders gelungene Gedichte zur Kulisse werden lassen. Ich habe 14 Texte im DINA 4 Format laminiert und auf Bambusstäben aufgebracht. Der Ort der Aufhängung wirkt sich auf die Texte aus. Man liest das Gedicht „Nelke“ anders, wenn in der Nähe ein Feld mit roten Nelken zu sehen ist. Man liest „Im Grase liegend“ anders, wenn es inmitten eines Fleckens steht mit Gräsern aller Art.

Von besonderer Bedeutung ist das Gedicht „Knarren eines geknickten Astes“. Hesse hat es vom 1. bis zum 8. August 1962 geschrieben. Zur Nacht am 9. August 1962 ist er gestorben. Dieser Text drückt das Lebensgefühl eines alten Menschen aus, der seine Lebenskraft schwinden fühlt. Der Dichter bittet um „noch einen Sommer, noch einen Winter“. Der Tod hat ihm diese Bitte abgeschlagen.

 

Gekommen sind etwa 40 Menschen, die den Garten begangen und an der Lesung teilgenommen haben. In der Mitte des Gartens befand sich eine Installation aus Bambus über dem bekannten Strohhut von Hesse. Jeder Besucher, der Lust dazu hatte, konnte einen farbigen Papierstreifen mit einem Spruch von Hesse darauf anbrilngen.

 

Johannes Heiner im August 2012

 

Fotos der Veranstaltung

 

 

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