Handreichung für Steppenwölfe und Berghexen - 3. Wie sollte man den „Steppenwolf“ lesen?

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Schwer zu verdauen ist eigentlich nur der Schluss und der Traktat. Vielleicht ist es hilfreich, wenn die Leserin und der Leser wissen, was der Traktat will. Dann liest sich auch der Schluss leichter.
Der Traktat schließt an fortschrittliche Positionen von Friedrich Nietzsche an. Wenn Gott tot ist, erhält der Mensch die volle Verantwortung für sein Tun auf dieser Erde. Er hat zu prüfen, ob er ein König oder ein Sklave sein will. Ein König ist der unabhängige, zu sich und seinen Schwächen wie Stärken stehende Mensch. Nietzsche wie auch Hesse legen es ihren Leserinnen und Lesern nahe, den Königsweg in die Freiheit zu gehen. Sie verschweigen nicht, dass es dabei Härten geben wird wie z.B. die Vereinsamung und die Versuchung, sich besser als die Bürger zu dünken. Dafür verheißen sie die Geburt des geistigen Menschen, der „Gott“ in sich selbst entdeckt. Dieser Mensch ist nicht mehr manipulierbar. 

Harry Haller wird von Hesse auf diesen Weg geschickt. Harry Haller fletscht seinem Erfinder die Zähne. Er will sich nicht verändern. Er will abtreten, das ist alles. Durch diverse Umstände wird sein Interesse am Leben neu geweckt. Er stößt auf die Inschrift: „Magisches Theaters – Nur für Verrückte“ und findet Hermine, die auf ihn gewartet zu haben scheint. Hermine verhilft dem Tollpatsch und Dickkopf zur Überwindung der Wolfsnatur. 

Doch Harry legt in den zehn Monaten seines Wohnens in dieser Stadt nur einen Teil des Weges zurück. Die letzte Strecke schafft er nicht mehr. Der Sinn des „Magischen Theaters“ besteht darin, dem Leser gegenüber deutlich zu machen, dass das Lachenkönnen über sich und seine Probleme die eigentliche Lösung darstellt. Der Steppenwolf Harry ist noch zu sehr in sein Ich involviert. Er wird eine neue Geburt und ein neues Leben brauchen, vielleicht mit Hermine, um das Ziel zu erreichen. 

Mir persönlich hat es sehr geholfen, die CD zu hören, auf der Will Quadflieg den Traktat spricht. Sie kostet 4,99 € bei der Deutschen Grammophon. Es gibt im Hörverlag eine textgetreue Hörspielfassung mit drei CDs, die sehr gut gelungen ist (Hessischer Rundfunk und Radio Bremen 2002, 19.95 € inkl. der Versandkosten). Man hört mit Spannung zu, auch wenn man das Buch gelesen hat. Die Hörspielfassung könnte auch als Einstieg in die Buch-Lektüre dienen. Es gibt schließlich auch noch eine von Will Quadflieg gesprochene ältere Gesamtaufnahme.

 

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