Lyrikgedächtnisweg Hilde Domin

2. Tafel: Das Mut-Zitat

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Hilde Domin, Der dreifache Mut

„ Kein Satz, kein wirklicher und wesentlicher Satz kann geschrieben werden, ohne dass das ganze Pathos und das ganze Leid einer Persönlichkeit dahinter steht.“

Gottfried Benn in einem Brief 1949. Zitiert von Hilde Domin in „Wozu Lyrik heute?“ S.30


„Es kann gar nicht genug gesagt werden, dass Kunst von Mut lebt. Am meisten aber die Dichtung, die sich nicht „herausreden“ kann, sondern „hereinreden“ muss. Sie ist geradezu eine Erziehung zum Mut, verdirbt ohne sie, er ist so wichtig wie das handwerkliche Können. Der Mut, den der Lyriker braucht, ist dreierlei Mut, mindestens: der Mut zum Sagen (der der Mut ist, er selbst zu sein, siehe das Zitat von Gottfried Benn), der Mut zum Benennen (der der Mut ist, nichts falsch zu benennen und nichts umzulügen), der Mut zum Rufen (der der Mut ist, an die Anrufbarkeit des andern zu glauben). Durch das Nadelöhr seines Ichs muss er hindurch ins Allgemeine: in die punktuelle, die paradoxe Wahrheit der unwiederholbaren einmaligen und zugleich doch beispielhaften Erfahrung, in die „wirkliche Wirklichkeit“.

Hilde Domin in „Wozu Lyrik heute?“ S.30

 

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